Verblasstes, florales Muster auf goldener Wand. Eine Frau mit Stift fährt das Muster nach.

RestaurierungBewahren und forschen

Die Sammlungen des Landesmuseums Württemberg werden von Restaurator*innen aus acht unterschiedlichen Fachrichtungen betreut, welche die Materialvielfalt des Bestandes widerspiegeln. Hauptaufgaben sind die präventive Konservierung, die aktive Konservierung und Restaurierung von Objekten wie auch die Restaurierungsforschung.

Die präventive Konservierung umfasst alle Maßnahmen, die der langfristigen Bewahrung und Pflege der Sammlungen dienen. Dazu gehören die Bereitstellung und Kontrolle angemessener Umgebungsbedingungen und die dem Zustand der Objekte entsprechende Lagerung und Präsentation. Ziel der konservatorischen und restauratorischen Bearbeitung ist der Substanzerhalt durch die Stabilisierung des Ist-Zustandes sowie, wo nötig, die Herstellung einer besseren „Lesbarkeit“ des Objektes. Dies geschieht unter Berücksichtigung der individuellen Objektgeschichte und beinhaltet beispielsweise die Ergänzung oder Rekonstruktion von Originalsubstanz. Der Bearbeitung geht eine gezielte kunsttechnologische Untersuchung voraus, deren Ergebnisse ebenso wie die Restaurierungsmaßnahmen in Schrift und Bild dokumentiert werden. Dafür stehen in den Werkstätten diverse Arbeitsgeräte, wie Auf- und Durchlichtmikroskope sowie eine Röntgenanlage, zur Verfügung.

Die Restaurierung betreut nicht nur die Sammlungen vor Ort in Stuttgart, sondern auch die in den Zweigmuseen ausgestellten Bestände. Zudem ist sie für die Abwicklung einer großen Anzahl von Leihgaben zuständig. Ebenso zentral ist die Mitarbeit an den Ausstellungen. Diese reicht von der Vorbereitung der Objekte über die Planung von Vitrinen, den Entwurf und die Herstellung von Halterungen bis hin zur Einbringung der Exponate in die Ausstellung.

Auch in die Vermittlung ist die Restaurierung eingebunden, unter anderem durch öffentliche Führungen in den Werkstätten, Vorträge und Blogbeiträge. Eine weitere Aufgabe ist die Ausbildung von Vorpraktikant*innen, Volontär*innen und Restaurierungsstudierenden. Die Stellenausschreibungen erfolgen in der Regel im Frühsommer. Initiativbewerbungen sind nur für studienbegleitende Praktika möglich.

Werkstättenim Alten Schloss

Archäologisches Metall

Von der Antike bis zum Frühen Mittelalter, von der kleinen Münze bis zum großen Prunkwagen, von Waffen bis Schmuck – die Werkstatt für archäologische Metalle betreut eine weite Spanne von Objekten aus unedlen und edlen Metallen.

Die Restaurierung kann die oft nur teilweise erhaltenen Objekte wieder zum Sprechen bringen: Welche Fragmente passen zusammen? Was liegt unter den Schichten von Korrosion verborgen – Gold, Silber, Edelsteine, wunderschöne Muster oder Zeichen von Abnutzung oder Zerstörung? Welche Hinweise auf die antiken Handwerker und ihre Techniken sind erhalten? Skalpell und Mikroskop, modernste analytische Techniken und Fingerspitzengefühl sind dabei essentiell.

In Teamarbeit mit den Archäolog*innen wird so die Vergangenheit lebendig und verständlich. Daher ist die sachgemäße Dokumentation, Lagerung und Präsentation der Objekte sehr wichtig – möglichst viele Menschen in der Gegenwart und in der Zukunft sollen diese Kostbarkeiten sehen, schätzen und verstehen können.

Archäologische und neuzeitliche Keramik

Im Bereich Archäologie liegt ein Schwerpunkt auf der Bearbeitung von Altrestaurierungen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgeführt wurden. Diese gealterten Klebungen und Ergänzungen sind oft instabil und verursachen somit eine Gefährdung der Objekte. Das Augenmerk einer Restaurierung liegt daher häufig auf der Entfernung früherer Maßnahmen, um die Objekte nachfolgend im Sinne einer modernen Konservierung und Restaurierung zu bearbeiten.

Daneben ist ein großes Kontingent an unbearbeiteten Grabungsfunden zu betreuen. Hier geht es neben der Restaurierung vor allem darum, diese in den Depots so umzulagern, dass sie langfristig erhalten und für Studienzwecke zur Verfügung gestellt werden können.

Der größte Teil der neuzeitlichen Bestände ist im Keramikmuseum in Ludwigsburg ausgestellt. Hier bieten eine große Porzellansammlung, die Majolikasammlung und die umfangreichen Bestände an moderner Keramik ein breites Spektrum an keramischem Material. Die Entsalzung von Ofenkeramik aus dem Depot ist ein fortlaufendes Langzeitprojekt.

Gemälde und Skulptur

In die Zuständigkeit der Werkstatt fallen Gemälde auf Holz, Metall und textilem Bildträger einschließlich der zugehörigen Zierrahmen aus dem Sammlungsbestand der Kunst- und Kulturgeschichte. Hinzu kommen gefasste und ungefasste Holzskulpturen bis hin zu großen Werkkomplexen, wie z.B. das Lichtensterner Hochaltarretabel. Ein weiterer Aufgabenbereich liegt in der konservatorischen Betreuung von Grafiken, Büchern und Kunstwerken auf Papier.

Typische Maßnahmen einer Konservierung und Restaurierung sind die Konsolidierung von aufstehender oder gelockerter Bildschicht bzw. Fassung sowie die Oberflächenreinigung. Alte, nicht originale Überzüge und Übermalungen werden gegebenenfalls abgenommen, Fehlstellen gekittet und farblich durch Retuschen integriert. Auch strukturelle Eingriffe wie Ergänzungen, Verleimungen oder Rissverklebungen gehören zum Tagesgeschäft der Werkstatt.

Bei der kunsttechnologischen Voruntersuchung werden bildgebende Untersuchungsmethoden (UV, Infrarotreflektografie und Röntgen) eingesetzt sowie Materialbestimmungen (u.a. Holzanatomie, Faseranalyse) durchgeführt.

Glas

Rund 3.000 Glasobjekte werden von der Werkstatt für Glas betreut. Überwiegend handelt es sich hierbei um archäologisches und kunsthandwerkliches Hohlglas, aber auch um Fenster- und Kabinettscheiben.

Glas kann nicht nur zerbrechen, es kann sich unter ungünstigen Umgebungsbedingungen auch verändern. Ein Aspekt der Sammlungspflege ist daher, für eine schadstofffreie und klimatisch optimale Umgebung für die Sammlungsstücke aus Glas zu sorgen. Dabei werden die Lager- und Ausstellungsbedingungen regelmäßig  geprüft und angepasst. Gehen Gläser im Rahmen des Leihverkehrs auf Reisen, müssen sie besonders gut vor mechanischer Beschädigung geschützt werden. Für jedes Glas wird eine individuell angepasste Verpackung mit adäquater Stoßdämmung hergestellt.

Eine charakteristische Glas-Restaurierung umfasst die Reinigung der Oberfläche und die Entfernung alter, oft vergilbter Klebstoffe und Ergänzungsmaterialien. Neue Klebungen werden mit Kunststoffen durchgeführt, die nach aktuellem Stand der Konservierungsforschung  alterungsstabil sind. Von der Ergänzung von Fehlstellen sieht man in den meisten Fällen ab.

Kunsthandwerk

Die Werkstatt betreut Metallobjekte sowie Objekte aus Materialkombinationen der vergangenen 1.000 Jahre, von der kleinen Münze bis zu hochkomplexen mechanischen Werken. Innerhalb dieses breiten Spektrums lagen die Schwerpunkte der restauratorischen Betreuung in den letzten Jahren auf Objekten der Württembergischen Kunstkammer sowie der Uhren- und Waffensammlung.

Oft sind unterschiedliche Metalle mit Elfenbein, Schildpatt, Horn oder Schmucksteinen verarbeitet. Die Erhaltung dieser Objekte aus den vielfältigsten Materialien erfordert daher ein breites Hintergrundwissen. Die im Haus zur Verfügung stehende Röntgenanlage wird regelmäßig für die Ermittlung von Herstellungstechniken eingesetzt.

Neben der Objektkonservierung, -restaurierung und der zugehörigen Dokumentation nimmt die Montage von Exponaten in Ausstellungen großen Raum ein. Schon während der Planung von Ausstellungen ist die Werkstatt an der Entwicklung des Vitrinen- und Montagesystems beteiligt. Zur Vermeidung von Schäden durch korrosive  Abbauprodukte werden Materialien von Vitrinen vor der Verwendung im beschleunigten „Alterungstest nach Oddy“ untersucht.

Präventive Konservierung

Die Präventive Konservierung hat die Aufgabe, Schäden und Alterungsprozesse an verschiedenen Materialien in allen Sammlungen des Museums zu verhindern bzw. zu minimieren. Für den langfristigen Erhalt der Kunst- und Kulturgüter achtet sie auf geeignete Umgebungsbedingungen und  fachgerechte Handhabung. Diese komplexe Aufgabe erfordert umfangreiche Materialkenntnisse sowie eine enge Zusammenarbeit mit den Fachrestauratoren, Sammlungsverwaltern, dem Gebäudemanagement oder auch mit speziellen Fachdisziplinen, z.B. in den Naturwissenschaften und der Industrie.

Um die Objekte vor irreversiblen Schäden zu bewahren, kontrolliert die Präventive Konservierung beispielsweise die Temperatur, die relative Luftfeuchtigkeit sowie die Lichtstärke. Zudem ergreift sie Maßnahmen zur Verhinderung von Schädlingsbefall, chemischen Reaktionen mit Schadstoffen in Ausstellungs-, Verpackungs- und Depotmaterialien und von starken Erschütterungen bei Transporten. Um auch auf Katastrophen vorbereiten zu sein, ist das Landesmuseum Württemberg seit 2013 Mitglied im Notfallverbund Stuttgart.

Stein und Gips

Der Bestand der Steindenkmäler umfasst Steine unterschiedlichster Größe und vielfältigster Materialien. Die kleinsten sind meist Edel- oder Halbedelsteine, die oft im Verbund mit Edelmetall verarbeitet sind. Sie gehören in der Mehrheit zu den Preziosen aus der Kunstkammer der Herzöge von Württemberg. Aus regionalen Sand- oder Kalksteinvarianten bestehen die großplastischen Objekte sowie die Bauplastik.

Der Schwerpunkt der Arbeit im Fachgebiet Stein und Gips liegt im Bereich der Konservierung, wie Reinigung, Klebung und Festigung. Darüber hinaus steht die Betreuung der Objekte in den Ausstellungen und Depots sowie im Leihverkehr im Fokus. Hier geht es um die Aufstellung, adäquate Lagerung, den Transport und die Dokumentation der oft großen und schweren Objekte.

Textilien

Die Textilrestaurierung befindet sich seit 2003 in neu ausgestatteten Werkstatträumen im Festinbau des Residenzschlosses in Ludwigsburg. Dort befinden sich ebenso das Modemuseum und das Hauptdepot der kunst- und kulturgeschichtlichenTextilsammlung.

Die Restaurierung und Konservierung von Textil- und Lederobjekten stellt die Kernarbeit der Werkstatt dar. Ganz spezielle Aufmerksamkeit gilt der konservatorisch einwandfreien Lagerung der sehr unterschiedlichen und zum Teil fragilen Objekte.

In der Ausstellungsvorbereitung spielen die Montage zweidimensionaler Textilien wie auch der Figurinenbau immer wieder eine große Rolle. Insbesondere der Figurinenbau erfordert Geschick im Umgang mit ganz unterschiedlichen Werkstoffen und Werkzeugen.

Ihre AnsprechpartnerinRestaurierung

Monika Harter
Referatsleitung

Tel: 0711 89 535 410
monika.harter@
landesmuseum-stuttgart.de

Die Werkstätten der Restaurierung des Landesmuseums Württemberg bilden aus. Offene Stellen für Praktika und wissenschaftliche Volontariate sind hier ausgeschrieben.

Filmezur Restaurierung

Restaurierung I: Kunsthandwerk

Restaurierung II: Archäologie

Restaurierung III: Gemälde

Wie eine Ausstellung entsteht

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